23.-25.10.2020        Fr (20 Uhr) bis So (12.15 Uhr)

Nr. 19 - 245 €

Die Musik ist ein Juwel an Schönheit und Empfindung, die Instrumentation eine Offenbarung. Und die Psychologie des ganzen Werkes ist keine Oper mehr, sondern im wahrsten Sinne des Wortes ein Seelendrama, in dem sich Richard Wagner – noch ganz im Rausch seiner Beziehung zu Mathilde Wesendonck – seine eigenen Leidenschaften kompositorisch zu eigen gemacht hat, um sich dabei auch einmal „sinfonisch“ so richtig auszutoben.

 

Marcel Reich-Ranicki gibt in seinen Memoiren folgendes Gespräch mit Hanns Eisler, dem Schüler von Alban Berg, wieder, der als Jude emigrieren musste und nach dem Krieg in die DDR zog:
„…Lange dauerte es nicht, und Eisler begann über Wagner zu reden, genauer gesagt: zu schimpfen. Es war ungeheuerlich: Er nannte ihn einen kompletten Scharlatan, einen geschmacklosen Wichtigtuer. Ich dachte nicht daran, diese flammenden Beschimpfungen ernst zu nehmen. Sie amüsierten mich. … Ich ließ also Eisler reden, ich widersprach ihm überhaupt nicht. Wozu auch? Ohnehin war ich sicher, dass ich diesen heiteren Dialog leicht gewinnen würde. Denn ich hatte einen Namen in Reserve, der, meinte ich, wie ein Joker im Kartenspiel alles entscheiden würde. Ich brauchte von diesem Joker nur Gebrauch zu machen, und Eisler, ein glänzender Musiker, würde sofort kapitulieren.
     Schließlich kam der Augenblick, wo mir seine Schimpftiraden reichten. Ich sagte: „Ja, ja, Herr Eisler, was Sie so erzählen, mag ja richtig sein. Ich bin schon einverstanden, aber dieser furchtbare Wagner, er hat doch“, jetzt kam ich mit meinem Joker, „er hat doch den ‚Tristan‘ geschrieben.“ Eisler verstummte. Es wurde still im Zimmer. Dann sagte er sehr leise:
Das ist etwas ganz anderes. Das ist Musik!

Vier Jahre später las ich, Eisler sei gestorben. Und dass er sich auf seinem Totenbett die Partitur von ‚Tristan und Isolde‘ habe geben lassen“.

(Busfahrt nach Straßburg inklusive).

Ein Seminar zum Lernen, Entspannen und Genießen!

 

Zur Oberen Linde
Oberkirch, Hotel Obere Linde